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Stanislaw Mucha stellt „Kolyma“ im Düsseldorfer Metropol-Kino vor

In diesen Tagen startet die Fußball WM und alles schaut nach Moskau. Regisseur Stanislaw Mucha lenkt den Blick jedoch auf einen Teil Russlands, den hierzulande kaum jemand kennt: die Region Kolyma in Sibirien. Dort verbindet „die Straße der Knochen“ die Städte Magadan und Jakutsk. Die Trasse führt durch eine Gegend, die früher das Zentrum sowjetischer Straflager war, der berüchtigten Gulags. Mucha und sein Team trafen auf ihrem Roadtrip Menschen, die auf sehr unterschiedliche Weise mit der Vergangenheit ihrer Heimat umgehen. Zur Vorpremiere besuchte der Filmemacher das Metropol-Kino in Düsseldorf.

Das Filmteam vor einer Schaukel für das Kind eines Lagerwächters; gebaut von einem Gulag-Häftling in der radioaktiven Todeszone eines Uranbergwerks. - Foto: © W-film – TAG/TRAUM Filmproduktion

Stanislaw Mucha und sein Team starteten ihre Reise in der ostsibirischen Hafenstadt Magadan. Von dort aus wurde die Straße, der sie 2.000 km bis in die kälteste Großstadt der Welt Jakutsk folgten, einst gebaut. „Es war so kalt, dass wir unsere Kameras durch einen Trick überhitzen mussten, um sie überhaupt verwenden zu können“, erinnert sich der Filmemacher im Publikumsgespräch nach der Vorpremiere von Kolyma im Metropol Kino.

Dokumentarfilmer Stanislaw Mucha und sein Kameramann Enno Endlicher im Gespräch mit Metropol-Kinoleiter David Bäldle. - Foto: C. Hötzendorfer

Die Zuschauer erleben einen Roadtrip mit skurrilen und berührenden Begegnungen. Der Name „Straße der Knochen“ für die Trasse ist dabei durchaus wörtlich zu nehmen. Denn die Piste wurde buchstäblich auf tausenden von Leichen gebaut. Von Menschen, die in den stalinistischen Arbeitslagern, den Gulags, zu Tode kamen oder als Folge der Suche nach Bodenschätzen, wie Uran und Gold. Die Anwohner leben mit den Schatten der Vergangenheit ebenso, wie mit den Umweltgiften in der unwirtlichen Region Sibiriens. „Ich glaube dort will niemand weg und dort kommt auch niemand weg“, meint Mucha. Zu sehr seien die Bewohner mit dieser Region und ihrer Geschichte verbunden.

Insbesondere der Uranabbau hat bei Mensch und Natur bleibende Schäden hinterlassen. So gibt es den so genannten See der Schamanen, der selbst bei minus 50 Grad nicht zufriert und der den Truckern als Wasserquelle dient. „Ich will mir gar nicht vorstellen, warum der nicht zufriert. Denn außer diesem See gibt es dort oben kein einziges fließendes Gewässer in den Permafrostböden“, wundert sich Stanislaw Mucha.

Viele der Ortschaften, die das Filmteam besuchte, wurden von ehemaligen Gulag-Häftlingen erbaut. Sie trafen auf Menschen, die sehr unterschiedlich mit der Vergangenheit von Kolyma umgehen und sich mit ihr arrangiert haben. Anders als bei der Holocaust-Vergangenheit, findet in Kolyma keine wirkliche Aufarbeitung statt. „Ich denke, es liegt vor allem daran, dass sich die Leute dafür schämen“, glaubt Stanislaw Mucha.

Muchas Dokumentarfilm hat einen wertfreien Blick auf Kolyma und überlässt es den verschiedenen Protagonisten, ihre ganz persönlichen Geschichten zu erzählen. Auf diese Weise setzt sich am Ende wie ein Puzzle das Bild einer verdrängten Vergangenheit zusammen, die bei aller Skurrilität, dem Zuschauer das Lachen im Hals stecken lässt.

Kolyma – ein skurriler Roadtrip durch Sibirien läuft ab 21. Juni in den Filmkunstkinos der Region.

Nähere Informationen zu Vorführungszeiten unter:  https://filmkunstkinos.de/programm/ und https://www.programmkino.de

Claudia Hötzendorfer

 

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