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Interview: Uri Geller

Das erste Kapitel des Buchs der Erkenntnis oder Staya Erusa

Uri Geller ist seit den 1970er Jahren bekannt als der Mann, der Löffel durch die Kraft seines Geistes verbiegen kann. Eine Fähigkeit, die ihm wie er selbst sagt, Ruhm und Reichtum brachte. Ein Sabbat-Jahr in Japan zusammen mit seiner Familie habe sein Leben verändert, resümiert der zweifache Vater im Gespräch. Andere Dinge als der schnöde Mammon seien ihm nun wichtig. Eines davon ist das von dem holländischen Filmemacher Roland Jan Heijn angestoßene Projekt Staya Erusa. Eine DVD-Reihe, die sich intensiv mit dem Bewusstsein beschäftigt und sich damit nahtlos in die Liste der Veröffentlichungen einreiht, die mit Filmen wie What the Bleep do we know? oder The Secret neue Sichtweisen auf Themen wie Wahrnehmung, Bewusstsein, Energieströme und Gedankenkraft präsentiert.

Was hat Sie an dem Projekt Staya Erusa gereizt?

  • Vor etwa zweieinhalb Jahren habe ich den Dokumentarfilm Staya Erusa in Holland gesehen. Ich war erstaunt, wie viele Menschen in die Kinos strömten, um ihn sich ebenfalls anzuschauen. Als ich dann den Regisseur und Initiator des Film Ronald Jan Heijn traf … Ich bin mir nicht sicher, ob in Deutschland bekannt ist, dass sein Vater in den Niederlanden viele Supermärkte besaß. Das machte ihn wohlhabend, was ihn leider für Kidnapper interessant machte, die ihn später umbrachten. Dieses Ereignis führte dazu, dass Roland sehr spirituell wurde. Jedenfalls, ich lernte ihn kennen und sagte ihm, wie wichtig ich seinen Film fände und das der unbedingt international verbreitet werden müsste. Allerdings nicht in der ursprünglichen Form. Ich erklärte ihm, dass er dafür internationale Wissenschaftler gewinnen müsste, die seinem Film die nötige Anerkennung verleihen würden. Ich bat ihn, mich nach diesen Protagonisten suchen zu lassen. Schließlich konnte ich sehr interessante Forscher und Wissenschaftler für das Projekt gewinnen, darunter ein Nobelpreisträger für Physik. Denn die Menschen werden diesen Menschen zuhören. So bin ich also dazu gekommen. Hinzu kamen meine Erfahrungen, die ich vor 35 oder 37 Jahren machte, als ich das erste Mal vom Buch der Erkenntnis hörte. Da gab es eine Verbindung zu dem, was Staya Erusa an Wissen transportierte. Mir ist es noch wichtig zu erwähnen, dass alles, was wir mit dieser DVD einnehmen in eine weitere Dokumentation fließt, die sich noch intensiver mit dem Thema Bewusstsein beschäftigen soll.

Welches Ziel verfolgen Sie mit dem Projekt?

  • Ich finde es wichtig, den Menschen zu zeigen, dass sie das wirksamste und kraftvollste Werkzeug besitzen, dass es gibt und das es in unserem Gehirn zu finden ist: Das Bewusstsein.

Sie haben Das Buch der Erkenntnis erwähnt, das auch im Film eine Rolle spielt. Was dabei nicht deutlich wird ist, ob es sich dabei nun tatsächlich um ein Druckwerk handelt, das irgendwo verborgen liegt und nur wieder entdeckt werden muss oder um etwas, das im Entstehen begriffen ist. Sozusagen aus vielen einzelnen Seiten oder Informationen erst zusammengefügt werden muss.

  • Das ist eine wichtige Frage. Wissen Sie, für mich ist es eine Mischung aus beidem. Als ich vor vielen Jahren zum ersten Mal etwas von diesem Buch der Erkenntnis hörte, was nebenbei bemerkt sehr mysteriös ablief, war ich mir nicht sicher, ob es sich dabei um etwas reales oder nicht handelte. Als ich dann aber erfuhr, dass es Wissenschaftler mit ähnlichen Erfahrungen gibt und die auch etwas darüber erfahren hatten, wurde mir klar, dass es sich dabei um eine tiefere Wahrheit oder Einsicht handeln muss. Während wir an Staya Erusa arbeiteten kam mir der Gedanke, dass es vielleicht der Beginn des Buchs der Erkenntnis sein könnte. Meiner Meinung nach gibt es da draußen eine Quelle der Weisheit und des Wissens. Aber es ist auch etwas, dass entsteht, wenn man all diese Wissenskomponenten zu einer Einheit zusammenfügt. Davon handelt der Dokumentarfilm. Es geht außerdem um ein Leben nach dem Tod, Energie, Albert Einstein und die Relativitätstheorie. Was hat er damit gemeint? Nichts anderes, als alles, das was im Universum existiert, pure Energie ist. Die Kraft dieser Energie kann nicht zerstört werden. Da drängt sich die Frage auf, was aber passiert mit unserer Energie, wenn wir sterben? Wo geht sie ihn? Für mich ist eine Erklärung dafür, dass sowohl Leben nach dem Tod existieren muss als auch die Reinkarnation.

Da Sie gerade vom Leben nach dem Tod sprechen … Der Film geht intensiv auf diese Thematik ein, ebenso auf den Prozess des Übergangs ins Jenseits und die Reinkarnation. Dabei werden Thesen aufgestellt, die wie Fakten anmuten. Woher können Sie so sicher wissen, was genau abläuft?

  • Gute Frage! Denn die habe ich mir auch gestellt. Wie können wir da so sicher sein, dass alles so abläuft? Sehen Sie, zunächst einmal kann niemand 100 Prozent sicher sein, dass es wirklich so ist. Denn nichts auf dieser Welt ist perfekt und somit auch nicht zu 100 Prozent sicher. Deshalb haben wir den Film auch nicht Motion Picture (amerk. für Kinofilm) genannt sondern Notion Picture (engl. notion = Idee, Ahnung), denn das, was Sie da sehen ist unsere Idee oder Vorstellung. Wir wollen niemandem diese Ansicht aufdrängen, aber für uns macht sie durchaus Sinn. Denn es hat Hand und Fuß, wenn Ihnen ein renommierter Wissenschaftler versichert: natürlich gibt es die Reinkarnation! Der Mann ist Physiker an der Universität von Berkeley/Kalifornien, der an die Quantenmechanik und Energien glaubt. Wenn er uns erklärt, dass es möglich ist, wenn wir unsere Vorstellung in die Realität transportieren, dann ist das glaubwürdig. Deshalb haben wir diese Realität mit Animationen, Farben und Musik verdeutlicht, in der Hoffnung, das es dem Zuschauer so leichter fällt, unseren Ideen zu folgen.

Ronald Jan Heijn hat sich mit Staya Erusa, für einen Begriff ohne Bedeutung, als Titel für sein Projekt entschieden. Warum?

  • Genau aus dem Grund, aus dem Sie mir nun diese Frage stellen. Denn es macht die Leute neugierig. Staya Erusa? Was soll das sein? Noch nie davon gehört. Genau das wollen wir mit diesem Titel erreichen, der definitiv keine Bedeutung hat, aber Fragen aufwirft. Er ist ein Vakuum, das jeder mit den Inhalten füllen kann, die ihm wichtig sind.

In den letzten Jahren kamen Dokumentarfilme auf den Markt wie What the Bleep do we know?, The Secret und nun Staya Erusa, die alle sehr erfolgreich sind. Wie erklären Sie sich das große Interesse an solchen Produktionen?

  • All die Filme, die Sie aufzählen und noch einige mehr wie beispielsweise Al Gores Eine unbequeme Wahrheit sind deshalb so erfolgreich, weil die Menschen wissen wollen was in der Welt passiert, sie wollen entdecken, erfahren und berührt werden. Sie wollen auf eine Reise ins Unbekannte gehen. Viele möchten auch einfach sicher gehen, dass da noch etwas mehr ist als dieses Leben, das da etwas danach kommt. Und die Menschen möchten Spiritualität erfühlen und erfahren. Denn sie spüren den Drang in sich, spiritueller zu leben. Sie wissen instinktiv, je mehr Spiritualität sie in ihrem Leben zulassen, desto bereichernder und beglückender ist es für sie.

Sind Sie selbst ein spiritueller Mensch?

  • Heute bin ich es endlich. Das war nicht immer so. In den 70ern war ich ein echter Kontrollfreak. Ich war besessen von Ruhm und Reichtum. Das Schlimme war dabei, ich konnte mit dem Reichtum einfach nicht umgehen. Ich habe Millionen verdient und das stieg mir zu Kopf. Ich litt an Bulimie und ich hatte Panikattacken. Kurz gesagt, ich war ein Wrack. John Lennon hat schließlich den Anstoß dazu gegeben, dass ich mein Leben komplett geändert habe. Wir waren Freunde und er war ehrlich genug, mir irgendwann auf den Kopf zuzusagen, dass ich schrecklich aussehe. Ich war total abgemagert und er warnte mich, wenn ich so weitermachen würde, dann würde ich nicht alt werden. Seine Frau Yoko Ono riet mir nach Japan zu gehen, um Spiritualität zu finden. Ich lachte sie aus und meinte, ich hätte zwar schon mal dieses Wort irgendwo gehört, aber ich hätte keine Ahnung, was damit gemeint sei. Johns Antwort war: Das wirst du sehen, wenn du es gefunden hast. Ich nahm seinen Rat an, verkaufte alles was ich hatte und packte mein Frau, unsere beiden kleinen Kinder, meine Mutter und meinen Schwager und stieg ins Flugzeug nach Tokio. Wir fuhren zum Fuß des Fujiyama und verschwanden für ein ganzes Jahr im Wald. Die ganze Familie! Kein Telefon, kein Fernsehen, nichts von all dem. Ich lernte zu meditieren, lernte Kontemplation, machte Yogaübungen und irgendwann legte ich meine materialistischen Vorstellungen ab. Mir wurde klar, dass Geld nicht glücklich macht. Es kann dir keine Liebe und definitiv keine Gesundheit erkaufen.

Haben sich Ihre Fähigkeiten durch diesen Selbstfindungsprozess verändert?

  • Ja, wenn ich sie in Bezug auf meinen anfänglichen Hang zum Materialismus sehe. Heute betrachte ich sie eher als etwas, das ich geben kann. Oder anders ausgedrückt, heute gebe ich mehr als ich nehme. Ich versuche den Menschen zu helfen. Aber Sie müssen wissen, ich bin kein Heiler oder gar ein Wunderheiler. Aber meine Frau Hannah und ich haben immer eine offene Tür für kranke Kinder. Wir unterhalten sie, beispielsweise indem ich für sie Löffel verbiege. Über diesen Ansatz bekomme ich Zugang zu ihnen und kann mit ihnen über positives Denken reden. Sie wissen ja, wie erstaunlich positives Denken sein kann. Sie können jeden Arzt fragen, wenn er einen schwer kranken Patienten hat und der positiv eingestellt ist, dass er dann schneller wieder gesund wird, im Vergleich zu einem Kranken mit einer negativen Einstellung.

Haben Sie eine Lebensphilosophie?

  • Ich bin sehr religiös. Ich glaube an Gott und bete oft zu ihm. Außerdem trage ich immer eine kleine Taschenbibel bei mir. Ferner bin ich sehr übersinnlich veranlagt. Deshalb glaube ich auch an eine universelle Energie. Ich glaube fest daran, dass ich meine eigene Realität kreieren kann. Wer weiß, vielleicht gibt es Sie ja gar nicht und ich habe Sie kreiert oder Sie haben Uri Geller als Gesprächspartner kreiert und ich sitze gar nicht hier. Aber es ist Ihre Gedankenkraft, Ihr Bewusstsein, das diesen Moment der Realität erschafft, in dem wir beide uns unterhalten.

Wir sprachen vorhin über Ihre Gabe. Ist sie mehr ein Fluch oder ein Segen für Sie?

  • Als Fluch habe ich sie nie angesehen. Ich denke immer daran als etwas großartiges, das ich habe. Aber ich würde es nicht Gabe nennen, denn dann könnten die Leute annehmen, dass ich darüber im religiösen Sinne nachdenke. Oder dass ich mich dadurch als eine Prophet oder Messias aufspielen möchte. Es ist eine Fähigkeit, deren Gebrauch ich gelernt habe und mit der ich seit nunmehr 40 Jahren Tausende unterhalten habe. Ich sehe in dem was ich tue, sehr viel Positives.

Haben Sie Ihre Fähigkeiten immer unter Kontrolle?

  • Ja im Grunde schon. Manchmal verbiegt sich mal ein Löffel ohne dass ich daran gedacht hätte. Aber andererseits ist das auch sehr witzig.

Wie denken Sie über die neusten Forschungen, die immer mehr Funktionen des Gehirns entschlüsselt haben sollen? Glauben Sie, dass die Wissenschaft irgendwann auch die letzen Geheimnisse in diesem Bereich lüften wird?

  • Nein, ganz sicher nicht! Unsere Gehirne sind die leistungsstärksten Computer, die wir uns nur vorstellen können, ja des Universums, wenn Sie so wollen. Sie sind so komplex und kompliziert, dass die Wissenschaft vielleicht gerade einmal am Anfang steht, zu verstehen, was da abläuft. Für mich ist die letzte Grenze nicht das All, sondern unser Gehirn, unser Verstand und unser Bewusstsein.

Hoffen Sie durch Filme wie Staya Erusa die Kluft zwischen dem Elfenbeinturm der ernstzunehmenden Wissenschaft und den paranomalen Forschungen überbrücken zu können, ähnlich wie sich Schulmedizin und alternative Heilansätze langsam annähern?

  • Es bewegt sich etwas, definitiv. Während meiner gesamten Karriere habe ich mich ständig mit Skeptikern konfrontiert gesehen. Das war sehr gut für mich, weil sie nicht realisierten, dass man einen Menschen nur zerstören kann, wenn man nicht mehr über ihn spricht. Je mehr man jedoch gegen ihn angeht, desto mehr ist das, was er macht, sagt und denkt, in aller Munde. Es gibt da einen Ausspruch von Oscar Wilde: Es gibt nur etwas schlimmes, über das man sprechen kann, nämlich wenn man nicht drüber spricht. Natürlich versuchen die Kritiker die Wissenschaft mit ihrer Skeptzis aufzuhalten. Aber wenn wir einen Nobelpreisträger wie Professor Brian Josephson gewinnen können, in Staya Erusa aufzutreten, um seine Ansicht zu vertreten … Mein Gott, das ist großartig. Was für ein wichtiger Moment für die Wissenschaft, wenn jemand wie er diesen Schritt tut. Das lässt mich hoffen.

Ich danke Ihnen für das Gespräch.

Claudia Hötzendorfer

DVD-Tipp

  • Staya Erusa, Verleih: Horizon Film, Start: 15. Mai 2008, Länge: 77 Min., Regie: Roland Jan Heijn, Mitwirkende: Uri Geller, Harry Beckers, Colin Wilson, Prof. Brian Josephson, Dr. Edgar D. Mitchell u. a.

Web

  • www.staya-erusa.de
  • www.uri-geller.com

Buchtipps Uri Geller: (Auswahl)

  • Ella (Roman) (Langen Müller 2008, 397 S., 19,90 Euro)
  • Die Macht des Geistes (Nymphenburger 2006, 316 S., 19,90 Euro)
  • Uri Gellers Powerguide zum Erfolg (Nymphenburger 2007, 64 S., 9,90 Euro)
  • Mein Wunder-volles Leben (Silberschnur 1990, 350 S., 19,90 Euro)