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Evita Musical: 30 Jahre Bühnenshow

Habt Ihr die Geschichte der historischen Vorbilder recherchiert?

Natalie Langston: „Oh ja, Ich wollte möglichst viel über Evita Perón wissen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sie bestimmte Stationen ihres Lebens wohl empfunden hat.

Mark Powell: „Bei mir war es ähnlich, wenn auch nicht so leicht nachvollziehbar. Denn Ché hat zwar tatsächlich gelebt, aber es gab nie so eine Beziehung zwischen ihm und Evita Perón, wie sie auf der Bühne erzählt wird. Ich habe mir einige Dokumentationen über ihn angesehen und das war schon hilfreich.“

 

Wie lange braucht es, so eine Show zu planen und schließlich auf die Bühne zu bringen?

Steve Diamond: „Wenn der letzte Vorhang gefallen ist, brauchen wir ungefair sechs Stunden, bis alles abgebaut und in sechs großen Trucks verstaut ist. Manchmal, wie in Frankfurt dauert es auch etwas länger, weil es die baulichen Gegebenheiten schwierig machen, die großen Teile aus dem Saal zu bekommen. Ist alles verpackt, geht es gleich los zum nächsten Auftrittsort. Wir fahren nachts und legen wenn möglich gleich am nächsten Morgen so gegen 9 Uhr mit dem Aufbau los. Manchmal steht vor Ort schon eine weitere Crew bereit, die mit anpackt. Wir brauchen etwa eineinhalb Tage, um die Bühne komplett fertig zu haben. Wir müssen in jedem Fall gegen 14 Uhr am nächsten Tag alles stehen haben, damit die Proben beginnen können.“

Meine Frage zielte eigentlich darauf ab, wie lange es dauert von dem Moment in dem der Gedanke da war Evita auf die Bühne zu bringen, bis zum Premierentag.

Steve Diamond: „Oh okay – Das hängt davon ab, wer von Anfang an mit im Boot ist und um welche Art Show es sich handelt. Bevor man überhaupt über die Darsteller nachdenkt, muss das Produktionsteam feststehen. Das heißt, die Leute, die zuständig sind für Setdesign, Licht, Sound, Choreografie und Kostüme. Gecastet wird dann in einem Zeitrahmen von rund drei Monaten vor den Proben. Die beginnen, sobald alle Verträge unter Dach und Fach sind. Für die Proben haben wir meist zwischen drei und vier Wochen.“

Mark Powell: „Die Proben laufen auch, wenn Mitglieder des Ensembles wechseln. Meist haben wir weniger als zwei Wochen Zeit, um uns auf die neue Rolle vorzubereiten.“

Natalie Langston: „Wir sind immer froh, wenn nicht zu viele Leute wechseln, weil die Proben doch recht knapp sind und es für alle schwierig ist, sich aufeinander einzuspielen.“

Mark Powell: „Beispielsweise wird uns nach den Shows in Frankfurt Mark Heenehan verlassen, der bislang den Perón gespielt hat. Sein Nachfolger hat nur eine knappe Woche Zeit, sich auf die Rolle vorzubereiten, bevor wir in der nächsten Stadt auftreten.“

Kennt Ihr den neuen Kollegen schon?

Mark Powell: „Ja, er ist ein bekannter Musicaldarsteller, der viel im West End auftritt. Ich habe auch schon mit ihm zusammen gearbeitet. Es ist sehr angenehm, wenn man sich bereits von anderen Produktionen her kennt.“

Wenn Ihr über Wochen in einer Stadt gastiert, schaut Ihr euch die Orte auch mal an?

Mark Powell: „Ehrlich gesagt, wenn du jeden Abend auf der Bühne stehst, wird es schwierig, sich in Ruhe alles anzusehen. Klar gehen wir vormittags schon mal shoppen oder schauen uns etwas um. Aber da wir ja nachmittags schon wieder zurück sein müssen, ist die Zeit ziemlich knapp. Deshalb können wir uns eine Stadt eigentlich nur wirklich mal ansehen, wenn die Crew einen freien Tag hat.“

Evita ist schon viele Male aufgeführt worden. Was gab den Ausschlag für diese Produktion?

Steve Diamond: „Die Uraufführung war Ende der 1970er Jahre. Danach wurde Evita alle paar Jahre gespielt. 2006 gab es eine Neuinszenierung des Originals im Londoner West End und diese Produktion nimmt sich das 30-jährige Jubiläum zum Anlass.“

 

Eine Besonderheit dieser Evita-Aufführung ist, dass auf der Bühne ein Song – You must love me - gesungen wird, der für Madonna in der Verfilmung Evita geschrieben wurde. Gibt es noch weitere Veränderungen zwischen der Uraufführung und der aktuellen Evita-Fassung?

Mark Powell: „1978 war Evita eine so genannte Black Box Production. Das heißt, die gesamte Bühne war schwarz. Es gab kein Bühnenbild, nur die Sänger und Tänzer agierten. Die aktuelle Version ist viel opulenter sowohl was die Bauten auf der Bühne als auch die Kostüme angeht. Das macht es dem Publikum sehr viel leichter, der Geschichte zu folgen. Die Urfassung war weniger plakativ, dafür sehr viel symbolträchtiger.“

Steve Diamond: „Die von Andrew Lloyd Webber autorisierte Fassung wurde bislang nur dreimal aufgeführt, in London, am Broadway in New York und jetzt auf dieser Tournee. Die Broadwayfassung war sehr viel politischer, als die aktuelle. Die sehr viel mehr den Fokus auf die Beziehung zwischen Evita und Perón legt.“