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Evita Musical: 30 Jahre Bühnenshow

30 Jahre nach der Uraufführung im Londoner West End geht das Musical Evita in der englischsprachigen Originalfassung auf Deutschland-Tour. Vorab erlaubten uns Produzent und Company Manager Steve Diamond gemeinsam mit Hauptdarsteller Mark Powell und Ensemble-Mitglied Natalie Langston einen Blick hinter die Kulissen.

Und die sind bei der aktuellen Inszenierung unter der Regie von Bob Tomson und Bill Kenwright opulent. „Wir reisen mit zwei verschiedenen Bühnensets. So können wir uns nach der Größe des Auftrittsortes richten“, verrät Produzent Steve Diamond. In sechs großen Trucks reist das Equipment für die Show von Ort zu Ort. 53 Arbeiter gehören zur festen Crew unterstützt von 22 lokalen Helfern. „Wir brauchen sechs Stunden für den Abbau und eineinhalb Tage, um alles im nächsten Theater wieder aufzubauen“, merkt Steve Diamond an. Dabei steht das Team unter Zeitdruck, denn der Terminplan ist eng gesteckt.

Auch auf und hinter der Bühne muss alles wie am Schnürchen klappen und jeder Handgriff sitzen. 27 Mal wechselt Evita-Darstellerin Abigail Jaye ihre Kostüme. „Klettverschlüsse ersetzen oft die Knöpfe“, verrät Natalie Langston. Sie steht als Zweibesetzung für die Rolle der Evita Perón immer hinter der Bühne bereit, für den Fall, dass sie für Hauptdarstellerin Abigail kurzfristig einspringen muss. Gemeinsam mit Mark Powell, der die Rolle des Ché übernommen hat, schmiedet die Sängerin und Tänzerin seit Monaten Hochzeitspläne. Denn das Paar hat nur selten Gelegenheit gemeinsam auf Tournee zu sein und genießt die Zeit während des Evita-Engagements, wie die beiden im Gespräch nach der gefeierten Premiere in der Frankfurter Alten Oper verrieten.

Ihr habt einen sehr umfangreichen Tourplan mit nur sehr wenigen freien Tagen. Was macht Ihr gegen die Routine, die sich da schnell einstellen kann?

Mark Powell: „Am Wochenende haben wir sogar zwei Shows. Aber wir fangen meist nie vor dem Nachmittag an. Was uns die Möglichkeit gibt, auszuschlafen oder etwas zu unternehmen. Allerdings gibt es bei uns auch keine ausschweifenden Partys bis in die frühen Morgenstunden, weil wir ja abends auf der Bühne wieder fit sein müssen. Gegen die Routine schützt du dich am besten, wenn du langfristig denkst, also den kompletten Zeitraum der Produktion im Auge behältst.“

Wenn Abigail Jaye – sie spielt die Evita – krank ist, springt Natalie Langston ein. Wie ist das bei dir Mark. Hast Du auch einen Kollegen, der deinen Part übernehmen kann?

Mark Powell: „Alle Hauptrollen haben eine Zweitbesetzung, die bei jeder Aufführung hinter der Bühne bereit steht, um einzuspringen. Es kann ja immer mal passieren, dass einer der Tänzer sich verletzt oder jemand auf der Bühne stürzt. Kürzlich als wir in München gastierten hat es mich voll erwischt. Ich konnte nicht auftreten und mein Kollege Jamie Tyler sang für mich den Ché. Er hat einen großartigen Job gemacht. Du weißt ja, the show must go on. Wenn eine Produktion so lange läuft, kann immer mal jemand ausfallen. Deshalb gehört die Zweitbesetzung fest zum Ensemble und kann die Rolle genauso gut, wie die Erstbesetzung. Ich habe früher im West End als die Show dort lief selbst als Zweitbesetzung angefangen.“

 

Ist das Stagedesign bei allen Aufführungen der Tournee identisch oder gibt es Unterschiede bezogen auf die örtlichen Gegebenheiten?

Steve Diamond: „Bevor wir eine Tour überhaupt planen, suchen wir gezielt nach Auftrittsmöglichkeiten, die von der Größe her überhaupt infrage kommen können. Dann schicken wir Techniker hin, um vor Ort zu prüfen, ob der Platz wirklich ausreicht. Erst wenn das alles gecheckt ist, buchen wir die Halle oder den Saal. Wenn wir auf Tournee sind, wissen wir wo bestimmte Veränderungen vorgenommen werden müssen.

Wir reisen mit zwei verschiedenen Bühnensets. Eins davon ist etwas kleiner. In der Alten Oper Frankfurt hatten wir das Orchester unten vor der Bühne, in kleineren Sälen steht es mit dem Ensemble auf der Bühne. Das Capitol in Düsseldorf beispielsweise, dort werden wir im März gastieren, gehört zu den kleineren Veranstaltungsorten.“

Natalie und Mark, die Rollen der Evita und des Ché sind über die Jahre von vielen verschiedenen Künstlern gesungen und interpretiert worden. Wie habt Ihr euch die Rolle zu eigen gemacht?

Natalie Langston: „Ich habe Evita mit Mark als Ché oft im West End gesehen ebenso wie Aufführungen mit anderen wunderbaren Kollegen. Ich kenne auch die Uraufführung mit Elaine Paige. Da fällt es schon schwer, sich die Rolle zu eigen zu machen. Andererseits finde ich, sie ist so gut geschrieben, dass man einfach in sie hineinwächst. Mir ging es jedenfalls so, als ich sie gelernt habe, dass es sich für mich ganz natürlich angefühlt hat.“